Audi ist schon drin. Doch wann gibt Porsche seinen Formel-1-Einstieg bekannt? Eigentlich hat man es umgekehrt erwartet. Zuerst Porsche, dann Audi. Doch der Wunschtermin von Red Bull und Porsche für die Verkündung der neuen Zusammenarbeit war geplatzt. Zum Red-Bull-Heimspiel in Spielberg gab es noch kein Motoren-Reglement. Jetzt ist es da, aber die Sachlage bei Red Bull hat sich verkompliziert.
Das deuten die Kommentare von Red-Bull-Sportchef Helmut Marko und Teamchef Christian Horner zu diesem Thema an. Marko spricht von einer "komplexen Sachlage", die sich nicht über Nacht klären lässt. Horner lässt durchblicken: "Das sind noch viele Details zu klären. Porsche ist willkommen, aber die Sache ist nicht so einfach. Ich hoffe, dass die Verhandlungen zu einem guten Ende kommen."

50 Prozent der Aktien, 50 Prozent Einfluss
Das hörte sich vor ein paar Monaten noch ganz anders an. Da war von einer Traumhochzeit die Rede, die zwei Siegertypen zusammenschweißen soll. Was also ist passiert, dass die Verhandlungen ins Stocken geraten sind? Porsche will 50 Prozent von Red Bull Technologies übernehmen und hat ganz offenbar den Segen von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz erhalten. Macht auch Sinn. Ein so potenter Partner im Team gibt langfristig Sicherheit.
Doch 50 Prozent der Aktien bedeuten auch 50 Prozent Einfluss. Beim Selbstverständnis von Porsche darf man davon ausgehen, dass die Schwaben diesen Einfluss auch einfordern. Von Marko, Horner und Technikchef Adrian Newey weiß man dagegen, dass sie immer Verfechter der Unabhängigkeit waren.
Deshalb war man in Salzburg und Milton Keynes gottfroh, dass man 2019 nach 14 Jahren Kundenmotoren endlich einen Werksvertrag mit Honda abschließen konnte. Und deshalb hat Red Bull nach Hondas Rücktritt die eigene Motorenschmiede RB Powertrains mit inzwischen 300 Angestellten gegründet. "Weil die Alternative ein Kundenmotor bei Ferrari oder Renault gewesen wäre", erklärt Horner.

Honda und eigener Motor als Alternative
Statt sich mit Haut und Haaren an Porsche zu verkaufen, will Red Bull die Konditionen für sich verbessern. Und man hat durchaus Druckmittel im Vertragspoker. Honda hat angedeutet, dass man über ein Comeback im Jahr 2026 nachdenkt. Logische Anlaufstelle wäre Red Bull. Und dann gibt es ja auch die eigene Motorfabrik, die kurz vor der Sommerpause den ersten Motor für das 2026er Reglement auf dem Prüfstand laufen hat und damit voll im Zeitplan liegt.
Doch beide Alternativen haben einen Haken. Kehrt Honda zurück, wäre RB Powertrains überflüssig. Honda braucht keine Hilfestellung im Motorenbau, und die Japaner haben sich bei ihren Motoren noch nie von anderen in die Karten schauen lassen. Porsche dagegen ist auf Red Bulls Expertise in Teilen des Antriebs angewiesen. Bei der angestrebten Fusion soll jeder das entwickeln, was er am besten kann.
Marko und Horner spielen in ihren Verhandlungen mit Porsche nicht nur die Honda-Karte. "Wir können jetzt auch alleine unseren eigenen Motor bauen. Dann wären wir neben Ferrari das einzige Team, das Auto und Antrieb unter einem Dach entwickelt." Doch das birgt Risiken. RB Powertrains würde gegen große Konzerne wie Mercedes, Ferrari, Renault und Audi antreten. Horner verweist darauf, dass die Budgetdeckelung für Motoren den großen Autokonzernen einen Teil ihrer Power nimmt.

Konflikt mit der FIA-Meldefrist
Red Bull hat im Tauziehen mit Porsche Zeit. Porsche hat sie nicht. Der Stuttgarter Autobauer will noch in diesem Jahr an die Börse. Wann genau, wissen nur wenige Eingeweihte bei Porsche. Als spätesten Termin kann man sich Mitte Dezember vorstellen. Weil bei jedem Börsengang eine 100-tägige Friedenspflicht gilt, in der der Konzern keine strategischen Entscheidungen treffen und bekanntgeben darf, müsste Porsche bis zum spätestens 10. September aus der Deckung kommen.
Oder bis nach dem Börsengang warten. Dann kämen die Schwaben aber mit der Meldefrist bei der FIA in Konflikt. Jeder Motorhersteller, der 2026 dabei sein will, muss sich bis spätestens zum 15. Oktober bei der FIA einschreiben und seine Nenngebühr entrichten. Er muss das nicht im Zusammenhang mit einem Team tun, aber Porsche ist das Joint Venture mit Red Bull offenbar sehr wichtig. Man will sich nicht auf lose Zusagen einlassen, die dann später wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Wer die FIA-Frist verpasst, muss bis 2027 warten.
Audi ist da relaxter. Den Ingolstädtern reicht es, sich zuerst als Motorenlieferant einzuschreiben und dann in einem zweiten Schritt das Partnerteam bekanntzugeben. Red Bull betreibt ein Pokerspiel mit hohem Einsatz. Porsche, so hört man, will nur mit Red Bull in die Formel 1. Wenn die Fusion platzt, steht auch der ganze Einstieg des Stuttgarter Sportwagenbauers auf dem Spiel.